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Die Computerindustrie verfehlt ihre Umweltziele
Welcher Prozessor und wie viel Arbeitsspeicher in einem Computer steckt, das steht in jedem Prospekt. Nicht findet man dort, welche Chemikalien im PC, Notebook oder Monitor verbaut sind. Davon ist allerdings häufig einiges drinnen, was besser nicht drinnen wäre.
Vor vier Jahren hat Greenpeace den ersten "Leitfaden für grüne Elektronik“ veröffentlicht. Mit dem Ziel die Hersteller zum Verzicht auf bedenkliche Inhaltsstoffe zu bewegen. Um das durchzusetzen, erstellte die Umweltschutzorganisation eine Rangliste, die vierteljährlich aktualisiert wird und die Hersteller nach ihren Zielen und tatsächlich umgesetzten Maßnahmen bewertet. Die größten PC-Hersteller haben auch versprochen auf die gefährlichsten Chemikalien freiwillig zu verzichten. Doch nun, nach Ablauf der ersten Fristen, sieht die Bilanz ernüchternd aus, analysiert das Computermagazin c’t. |
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PVC und bromhaltige Flammschutzmittel Zu den bedenklichsten Stoffen, die in elektronischen Geräten verbaut werden, gehören PVC und bromhaltige Flammschutzmittel. Wofür die eingesetzt werden, erklärt Christian Wölbert vom Computermagazin c’t: "PVC ist ein Kunststoff, aus dem die Kabelummantelungen hergestellt werden und die bromierten Flammschutzmittel, da steckt der Nutzen schon ein bisschen im Namen, also die sorgen dafür, dass sich die Leiterplatten oder die Gehäuse, die aus Kunststoff sind, nicht entzünden.“
Schon im normalen Betrieb kann von diesen Stoffen eine Gesundheitsgefahr ausgehen, weil etwa Weichmacher aus dem PVC aussickern. Doch vor allem bei der Entsorgung werden die Geräte zu wahren Giftschleudern, sagt der c't-Experte: "Das hängt damit zusammen, dass PVC und bromhaltige Flammschutzmittel, wenn man sie verbrennt, Dioxine entstehen lassen, und die gehören eben zu den ganz gefährlichen giftigen und krebserregenden Stoffen. Das Problem ist, dass sehr viel Elektroschrott in Entwicklungsländer verschifft und dort mit primitiven Methoden verwertet, auf offenen Feldern verbrannt wird, und das ist sehr gefährlich.“
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Nur Apple erfüllt alle Umweltziele Es gibt durchaus harmlosere Ersatzstoffe, die statt dessen in Computern verwendet werden könnten. Aber die sind teurer. Und so hat bisher keiner der großen PC-Hersteller die freiwillige Selbstverpflichtung erfüllt – mit einer Ausnahme:
"Nur Apple hat sein ganzes Portfolio komplett umgestellt, also alle Laptops, alle Handys, alle Desktop-PCs sind weitgehend frei von den Stoffen, also frei abgesehen von den Netzkabeln. Bei den anderen Herstellern sieht es noch ziemlich düster aus, da gibt’s zwar einzelne Produkte, aber das gesamte Portfolio ist noch nicht umgestellt, das haben die Hersteller jetzt erstmal ein, zwei Jahre nach hinten geschoben.“
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Orientierung an Umweltlogos Apple kann es sich leisten, mit gutem Beispiel voranzugehen, dank hoher Gewinnspannen bei seinen Luxusprodukten. Die anderen Hersteller blockieren sich derweil gegenseitig, lautet die c't-Analyse: "Wenn die Hersteller sich zusammentun würden und absprechen würden und gleichzeitig umsteigen würden, dann hätte keiner einen Wettbewerbsnachteil gegenüber den anderen. Aber das hat nicht geklappt.“
Auch ein Verbot der gefährlichen Stoffe durch die EU gilt im Moment als unwahrscheinlich.
So bleibt umweltbewussten Computerkäufern nur, sich selbst ein Bild davon zu machen, was eigentlich im PC steckt, meint Christian Wölbert: "Man kann sich auch an Umweltlogos orientieren, also zum Beispiel am Blauen Engel oder an dem TCO-Logo. Diese Logos sind zwar kein Hinweis darauf, dass die Stoffe überhaupt nicht mehr enthalten sind, aber dass weniger Schadstoffe enthalten sind. Und wenn man wissen will, welche Produkte diese Logos tragen, dann kann man das auf der Webseite vom Blauen Engel oder bei TCO auf der Webseite nachsehen.“
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