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Zuchtfische können Überfischung fördern
Mehr Fisch und weniger Fleisch wird häufig für eine gesunder Ernährung empfohlen, andererseits warnen Umweltschützer immer öfters vor dem drohenden Bankrott der Meere durch Überfischung und Zerstörung des Meeresbodens. Zuchtfische scheinen also die Lösung zu sein. Doch wer nicht genau darauf achtet, welchen Fisch er wählt, kann selbst mit dem Konsum von Süßwasserfischen zur Zerstörung von Meeresfischbeständen beitragen.
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Fischmehl für die Zucht Zuchtfische haben ihre wildlebenden Artgenossen in der Küche abgehängt: Heuer waren zum ersten Mal mehr Fische aus Farmen, als wildgefangene auf österreichischen Tellern. Was nach einer guten Nachricht klingt, ist für Umweltschützer kein Grund zum Aufatmen, sagt WWF-Meeresbiologe Hein Axel: "Beim Lachs ist das zum Beispiel ein großes Problem. Weil der Lachs ein Raubtier ist, braucht er tierisches Eiweiß. Das heißt, es gibt eine sehr große Fischerei, die nur Fisch fängt für die Fischöl und Fischmehlproduktion, die dann wiederum in die Zuchtbetriebe für Lachsfarmen hineingeht."
In anderen Worten: Lachs, oder andere gezüchtete Raubfische wie der Wolfsbarsch, die Goldbrasse und selbst Süßwasserfische wie die heimische Forelle tragen paradoxerweise zur Überfischung bei, anstatt sie zu reduzieren.
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Chemie auf dem Teller Dazu kommt noch, dass die Fischzucht oft sehr intensiv betrieben wird, sagt Hein Axel: "Intensive Fischfarmen haben eine so hohe Besatzdichte, da sind so viele Fische auf so engem Raum, dass sich Krankheiten irrsinnig schnell ausbreiten können. Damit ist der Fischzüchter gezwungen sehr viele Medikamenten oder Chemikalien, Antibiotika einzusetzen."
Die landen dann erstens auf dem Teller, und gefährden zweitens das Ökosystem in der Umgebung der Fischfarmen: Die Menge Fischkot, die ein großer Zuchtbetrieb produziert, führt zu einer regelrechten Überdüngung, der Einsatz von Medikamenten zu Resistenzen.
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Auf Gütesiegel achten "Als Konsument hat man jetzt die Möglichkeit auf Bio-zertifizierte Zuchtfische zu achten. Bio-zertifiziert heißt einerseits, dass das aus biologisch produzierende Aquakultur stammt, aber auch das Futter muss aus nachhaltigen Quellen stammen und so beschaffen sein, dass es eben nicht zu Überfischung führen kann." Außerdem werden Bio-Fischzuchten weniger intensiv betrieben und müssen daher weniger Medikamente und andere Chemikalien einsetzen, deren Verwendung außerdem strenger reglementiert ist, sagt Meeresbiologe Hein Axel.
Auch wildgefangene Fische sind nicht grundsätzlich tabu: "Seelachs, oder Seehecht, ein sehr begehrter Fisch und auch sehr zahlreich schon MSC-zertifiziert auf dem Markt, es gibt mittlerweile auch schon Thunfisch in Dosen, der MSC-zertifiziert ist, also auch das kann ich empfehlen." Auf die MSC-Zertifizierung, eine blaues Gütesiegel mit weißer Schrift vergeben vom Marine Stewardship Council, sollte unbedingt geachtet werden, rät der WWF-Experte. An einem Äquivalent dazu für Zuchtfische wird derzeit gearbeit.
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