13.10.2007
|
Kompaktkameras im Test: Der Fluch der kleinen Pixel
Mehr ist besser, ist geiler, lautet das Credo der Mega-Märkte in Sachen Digitalkameras. Schon Einsteigermodelle locken mit sieben oder acht Megapixeln, und jetzt kommen immer mehr Kompaktkameras mit protzigen zwölf Megapixeln auf den Markt. Das Computermagazin c’t hat nachgeprüft, ob die aktuellen Modelle wirklich doppelt so gut sind wie die "Oldtimer" mit gerade mal sechs Megapixeln.
|
|
Qualitätsverlust durch höhere Pixelzahl Vorweg ein klares Nein! Zwölf statt sechs Megapixel bedeuten nicht die doppelte Bildqualität. Gegenüber den Vorgängermodellen bringen aktuelle Kompaktkameras keinen nennenswerten Fortschritt. Warum viele Pixel nicht automatisch bessere Fotos erzeugen, erklärt c’t-Redakteur Carsten Meyer:
"Problematisch an diesen sehr kompakten Kameras ist der sehr kleine Bildsensor und dabei die sehr kleinen lichtempfindlichen Zellen darauf. Da entsteht zwangsläufig ein Rauschen durch das sehr niedriges Bildsignal, was die liefern, und dadurch hat man, vor allem bei höheren ISO-Stufen, also bei höheren Empfindlichkeiten, schnell ein Rauschen und ein Schneegestöber im Bild."
|
|
"Mit Unschärfe muss man leben" Wie schon bei der vorigen Generation der Kompakten geht der Megapixelwahn zu Lasten der Bildqualität. Wer also noch eine Kamera mit sechs bis acht Megapixel in Gebrauch hat, sollte sich gründlich überlegen, ob er wirklich auf ein neues Modell umsteigen will.
"Ein Bild, das man aus normalem Abstand betrachtet, egal wie groß es ist, muss nur sechs Megapixel aufweisen, um scharf zu wirken, mehr Details kann das menschliche Auge gar nicht erfassen. Das heißt, im Prinzip wäre eine Kamera mit sieben, acht Megapixeln schon mehr als ausreichend. Außerdem kommt die Optik der Kameras bei so hohen Pixelzahlen schon ins Schleudern und es stellen sich Effekte ein wie Farbränder und Unschärfen am Rand. Damit muss man einfach leben, dass nicht jedes der zwölf Millionen Pixel scharf abgebildet ist", so Meyer.
|
|
Bessere Ausstattung Ein bisschen Fortschritt haben die aktuellen Kameras aber doch zu bieten, wenn schon nicht bei der Bildqualität, dann zumindest bei der Ausstattung. c’t-Experte Carsten Meyer:
"Jede Kamera, die wir getestet haben, hat einen Bildstabilisator, der also dafür sorgt, dass bei nicht optimalen Lichtverhältnissen die Bilder nicht verwackeln, also man kann auch mal in der Dämmerung oder bei Kerzenschein fotografieren, ohne einen Blitz einzusetzen."
|
|
Teure Pixel-Protze Recht zuverlässig funktioniert auch ein anderes Hilfsprogramm, das vor allem bei Schnappschüssen nützlich ist. "Bis auf eine haben alle Kameras im Test eine so genannte Gesichtserkennung, das heißt, sie stellen auf erkannte Gesichter im Motiv scharf und stellen auch die Belichtung darauf ein. Das kann für Schnappschüsse ganz praktisch sein, da muss man sich nicht mehr darum kümmern, ob jetzt zufällig der Hintergrund scharf gestellt ist und nicht das Porträt, das man fotografieren will", so Carsten Meyer.
Wer auf solche Gimmicks verzichten kann, sollte vielleicht doch lieber nach einem günstigen Auslaufmodell Ausschau halten. Denn mit dreihundert bis vierhundertfünfzig Euro sind die neuesten Pixel-Protze nicht gerade ein Schnäppchen.
Bei der Farbwiedergabe und der Belichtung mit "Gut" beurteilt wurden die Kameras vom Typ Fujifilm FinePix F50fd, Casio Exilim EX-Z1200, Canon Digital IXUS 950IS und Sony Cyber-shot DSC-W200. Zusätzlich ein "Sehr gut" bei der Bildschärfe und der Detailwiedergabe bekam nur das Modell Fujifilm FinePix F50fd.
|
HELP, das Konsumentenmagazin
Jeden Samstag, 11:40 h, Ö1
help@orf.at